Ich arbeite nicht mehr für Familien mit Kindern.
Ich halte das Verhalten der Kinder nicht mehr aus.
- EINE BEWERBERIN -
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ERZIEHUNG UND RESPEKT
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MEIER KREI
SCHUMANNSTRASSE 16
42781 HAAN
Das war Emmas Antwort auf meine Verwunderung über den unfreundlichen Ton gegenüber ihrer Kinderfrau. Emma ist
neun und eine Freundin meines Sohnes. Sie ist mit ihrem Verhalten kein Einzelfall.
Paul, ebenfalls neun, erklärte mir neulich, dass man zur Praktikantin in der Schule nicht so höflich sein müsse wie zur
Lehrerin, die wäre ja eh nicht lange da. Und wer in letzter Zeit mal in einem Ferienflieger gesessen hat, bemerkte
vielleicht, wie arrogant manche Kids sich gegenüber den Flugbegleitern verhalten. Offensichtlich von den Eltern
geduldet. Es sind ja nur Dienstleister.
Das sind alles Kinder. Keine Jugendlichen, die Grenzen austesten. Einfach schlecht erzogene Kinder. Deren Zahl scheint
jedoch zuzunehmen.
Als wir zuletzt eine Reinigungskraft gesucht haben, sagte mir eine Bewerberin: „Ich arbeite nicht mehr für Familien mit
Kindern. Ich halte das Verhalten der Kinder nicht mehr aus.“
Die spannende Frage in diesem Zusammenhang lautet: Warum lassen die Eltern ihren Kindern dieses Verhalten
durchgehen? Vielleicht haben sie keine Lust, ihre Kinder zu erziehen? Das wäre schlimm. Ich fürchte aber, dass es noch
schlimmer ist. Die Eltern finden das Verhalten ihres Nachwuchses vermutlich völlig in Ordnung.
Liebe Eltern, es ist nicht in Ordnung!
Jedem Menschen in jeder Situation gebührt ein Mindestmaß an Respekt.
Falls Sie dafür einen Grund benötigen, schauen Sie doch mal in Artikel 1 unseres Grundgesetzes: „Die Würde des
Menschen ist unantastbar.“
10-Jährige, die Reinigungskräfte anschnauzen, untergraben aber durchaus deren Würde.
Eine weitere Begründung finden Sie in der sogenannten goldenen Regel:
„Behandle andere Menschen immer so, wie du selbst behandelt werden willst.“
Diese Anweisung findet man in allen großen Weltreligionen. Dafür wird es einen Grund geben.
Und falls Sie jetzt noch einen dritten Grund brauchen: Ihre Kinder werden erbärmlich schlechte Führungskräfte werden,
wenn Sie ihnen nicht schon ganz früh beibringen, den Menschen dankbar zu sein, die ihnen helfen.
„Ich muss zu Irene nicht so nett sein wie zu dir, Astrid, die arbeitet ja für uns.“